Artemisinin ( Artemisia annua )
Artemisinin ist der bioaktive Extrakt der chinesischen Einjährigen Artemisia annua, die erstmals in den 1970er Jahren isoliert wurde. Seitdem hat die zunehmende Forschung die antiparasitären und krebshemmenden Eigenschaften von Artemisinin deutlich gemacht. Die erfolgreiche Zulassung von Artemisinin als Malariamedikament brachte den Forschern sogar einen Nobelpreis ein.
Zahlreiche Studien an Zellkulturen und Tieren haben gezeigt, dass Artemisinin verschiedene Krebsarten, darunter Brust- und Prostatakrebs, abtöten und ihr Wachstum hemmen kann. Weitere Untersuchungen belegen, dass Artemisinin die Mitochondrien (die Kraftwerke der Zellen) und die Proliferation von Krebszellen auf ähnliche Weise wie parasitäre Zellen stören kann. Darüber hinaus kann Artemisinin mit dem hohen Eisenspiegel in Krebszellen reagieren und große Mengen reaktiver Sauerstoffspezies erzeugen, was zu einer Überlastung durch oxidativen Stress und zum Zelltod (Ferroptose) führt. Ein weiterer einzigartiger Antikrebsmechanismus von Artemisinin ist die Onkose, eine Form von Zelltod durch Schwellung. Diese vielfältigen Wege, auf denen Artemisinin Krebszellen bekämpft, machen es für den Krebs im Vergleich zu Medikamenten mit nur einem Mechanismus noch schwieriger, Resistenzen gegen Artemisinin zu entwickeln.
Artemisinin scheint nicht-krebsartige Zellen in Ruhe zu lassen, was mit seinem guten Sicherheitsprofil beim Menschen übereinstimmt. In den letzten Jahren hat Artemisinin drei klinische Phase-I -Studien bestanden, um sein Sicherheitsprofil und die optimale Dosierung für Patienten mit soliden Tumoren und metastasiertem Brustkrebs zu untersuchen. Eine dieser Studien ergab zudem, dass die Halbwertszeit von Artemisinin im Blutkreislauf nur wenige Stunden beträgt. Um diese Einschränkung zu überwinden, kann daher eine häufige Einnahme erforderlich sein.
Neben seiner krebshemmenden Wirkung zeigt Artemisinin auch starke entzündungshemmende Wirkungen, insbesondere bei arthritischen Erkrankungen. Zwei randomisiert Klinische Studien zeigten, dass Artemisinin die Entzündungssymptomwerte bei Patienten mit Osteoarthritis und rheumatoider Arthritis wirksam senkte. Diese klinischen Ergebnisse decken sich mit früheren präklinischen Untersuchungen, die zeigten, dass Artemisinin die Infiltration von Entzündungszellen in die Gelenke hemmen und die Konzentration entzündungsfördernder Moleküle in den Lymphknoten, die die betroffenen Gelenke drainieren, senken kann.
Jüngste präklinische Studien haben den therapeutischen Anwendungsbereich von Artemisinin auf Herz-Kreislauf- und neurologische Erkrankungen erweitert. So konnte beispielsweise in Tiermodellen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt werden, dass Artemisinin den Schweregrad von Myokardfibrose (Vernarbung des Herzgewebes) und Herzhypertrophie (Verdickung der Herzwand) verringert. In Tiermodellen für Demenz und Schlaganfall linderte Artemisinin ebenfalls neuronale und Mikrogefäßschäden im Gehirn, was zu deutlichen Verbesserungen der kognitiven Funktionen führte. Diese Effekte waren größtenteils auf die Fähigkeit von Artemisinin zurückzuführen, wichtige biochemische Signalwege zu modulieren, insbesondere jene, die an oxidativem Stress und Entzündungen beteiligt sind. Insgesamt zeigen diese Erkenntnisse, dass Artemisinin seine therapeutischen Wirkungen auf mehrere Organsysteme ausüben könnte, und unterstreichen damit seinen vielversprechenden Einsatz in der ganzheitlichen Gesundheit.
Titelbild-Zuordnung: Kristian Peters — Fabelfroh 11:39, 16 September 2007 (UTC), Artemisia annua, CC BY-SA 3.0