Baikal-Helmkraut ( Scutellaria baicalensis )
Das Kraut Scutellaria Baicalensis (auch Baikal- oder Chinesische Helmkraut genannt) wird traditionell zur Behandlung verschiedener Beschwerden wie Durchfall, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck und Entzündungen eingesetzt. Auch heute noch wird dieses Kraut in der modernen Medizin zur Behandlung dieser Beschwerden eingesetzt, sogar bei Krebs.
Die pharmakologische Charakterisierung der Baikal-Helmkrautpflanze hat vier bioaktive Hauptbestandteile identifiziert: Baicalin, Baicalein, Wogonosid und Wogonin. Beeindruckenderweise wurde festgestellt, dass jede dieser Verbindungen über eine Vielzahl von Mechanismen krebshemmende Wirkungen entfaltet, abhängig von der Krebsart – von Prostatakrebs bis hin zu Hirntumoren.
So halbierte sich beispielsweise die Tumorgröße von Mäusen mit Prostatakrebs, die mit Baikal-Helmkraut- Extrakt oder Baicalein behandelt wurden, innerhalb weniger Wochen. Weitere Forschungen zeigten, dass Baicalein und Wogonin die für Prostatakrebszellen wichtige Androgensignalisierung stoppen und so zum apoptotischen Zelltod führen können. Wogonin kann Prostatakrebszellen sogar für Angriffe des Immunsystems sensibilisieren, insbesondere für den von Immunzellen abgesonderten Tumornekrosefaktor (TNF). Dieser Sensibilisierungseffekt wurde auch bei mit Wogonin behandelten Brustkrebszellen beobachtet. Neuere Studien zeigten, dass Baicalin und Baicalein die β -Catenin- bzw. Östrogensignalisierung hemmen und so das Wachstum und die Ausbreitung des Brustkrebses in Lunge und Leber von Mäusen verhindern können.
Baikal-Helmkraut oder seine bioaktiven Verbindungen wurden auch in klinischen Studien mit Krebspatienten (z. B. Lungen-, Dickdarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs) verwendet, ohne dass Bedenken hinsichtlich der Toxizität auftraten, was seine Anwendung auch bei anderen Krebsarten rechtfertigt. Tatsächlich wurden klinische Studien zur Fähigkeit des Baikal-Helmkrauts durchgeführt, die menschliche Mikrobiota durch seine antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften zu modulieren. So modulierten beispielsweise mit Baikal-Helmkraut-Extrakt angereicherte Gurgellösungen oder Zahnpasta die orale Mikrobiota, hemmten das Wachstum oraler Pathogene und reduzierten die Bildung von Zahnfleischbelag. Darüber hinaus führte bei Patienten mit Typ-2-Diabetes eine gleichzeitige Behandlung mit Metformin und Baikal-Helmkraut-Extrakt zu günstigen Veränderungen der Darmmikrobiota und verbesserten die Glukosetoleranz im Vergleich zu Metformin allein.
Interessanterweise deckt die präklinische Forschung weiterhin das potenzielle Anwendungsgebiet der Baikal-Helmkrautpflanze bei der Behandlung von Gefäßerkrankungen auf. Insbesondere wurde festgestellt, dass Baicalin die Expression von Adhäsionsmolekülen wie dem interzellulären und vaskulären Zelladhäsionsmolekül 1 (ICAM-1 und VCAM-1) hemmt und so verhindert, dass Immunzellen an Blutgefäßwänden haften und diese entzünden. Eine weitere vaskuläre Wirkung von Baicalin ist die Hemmung der Thrombozytenhyperaktivität. Da Thrombozyten für die Blutgerinnung verantwortlich sind, kann ihre Überaktivität zu übermäßigen Gerinnseln führen, die schwere Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und tiefe Venenthrombose verursachen können. Insgesamt bedarf die antithrombotische Wirkung der Baikal-Helmkrautpflanze weiterer klinischer Untersuchungen.
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